Am Bodensee gibt es neben herrlichen Kirchen auch zahlreiche schöne Kapellen. In meiner Reihe 5 am Bodensee möchte ich euch heute fünf Kapellen am Bodensee zeigen.
Inhalt
1. Kapellen am Bodensee: Die Lorettokapelle in Konstanz
“Als die Stadt Konstanz im Jahre 1633 von den Schweden belagert und am vierten Tag der Belagerung mit Feuerbränden und Granatkugeln bespien wurde, da sah man bei heller Mittagszeit über der Augustinerkirche ein schönes Frauenbild in den Lüften schweben, das von einem strahlenden Glanze umgeben war. Es war die Mutter Gottes, die der bedrängten Stadt zu Hilfe eilte. Auch sahen damals die schwedischen Soldaten eine himmlische Frauengestalt, die vom Reinegger Turm auf das Kreuzlingertor zulief, hart an der Stadtmauer und den Schießlöchern vorbei, daher dann die Schweden die Belagerung aufgaben und nach Gottlieben abzogen.“
Bernhard Möking, Sagen und Schwänke vom Bodensee, Konstanz 1972, S. 17; nach der Chronik von Johann Friedrich Speth.
Als Dank für die himmlische Rettung vor den schwedischen Truppen im 30-jährigen Krieg gelobte Konstanz den Bau einer Kapelle zu Ehren von Maria nach dem Vorbild von Loreto in Italien: Im späten 13. Jahrhundert sollen Engel, so die Legende, das Geburtshaus Marias von Nazareth nach Loreto in Italien gebracht haben. Dort wurde das Santa Casa zu einer Kapelle umgebaut und Loreto wurde bald zu einem bedeutenden Pilgerort. Noch heute ist Loreto mit dem Heiligen Haus in der Basilika vom Heiligen Haus einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Italien. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert entstanden auch nördlich der Alpen viele Kapellen, die nach dem Vorbild des Heiligen Hauses erbaut wurden. Auch bei der Konstanzer Lorettokapelle, die 1638 eingeweiht wurde, ist das Innere dem Original in Loreto nachempfunden.
Im Inneren der Kapelle gibt es einen Altar mit Kreuzigungsgruppe und Gnadenbild. Das Gnadenbild stammt aus der Gotik, ist also älter als die Kapelle. Die Herkunft ist unbekannt, vermutet wird, dass es aus dem Besitz der Konstanzer Kirchen oder von der Mainau stammt. An den Wänden der Kapelle sind Fragmente von Fresken zu sehen. An der Westwand ist die Entstehungsgeschichte der Kapelle auf einem Schriftband verewigt.
Adresse: Lorettosteig 23, 78464 Konstanz
2. Kapellen am Bodensee: St. Georg in Tettnang
Die Kapelle St. Georg in Tettnang wurde 1682 erbaut, nachdem der Vorgängerbau im 30-jährigen Krieg zerstört worden war. Die ursprüngliche Kapelle wurde 1416 erstmals erwähnt und diente vermutlich den Grafen von Montfort als Hof- und Burgkapelle. Die Kapelle liegt am Jakobsweg und hat eine eigene Pilgerherberge. Vier Personen können dort gleichzeitig übernachten .
Der Hochaltar stammt aus der Kapelle des Neuen Schlosses in Tettnang, die 1828 profaniert wurde. Er wurde vom Barockbildhauer Joseph Anton Feuchtmayer (1696-1770) geschaffen. In der schlichten Kapelle könnt ihr auch einen Taufstein aus dem Jahre 1582 sehen, in den die Namen von drei angeheirateten Montfort-Gräfinnen eingemeißelt sind. Außerdem gibt es eine Nachbildung des Prager Jesulein: Die 35 cm hohe Figur befindet sich in einem dreiseitigen Glasschrein und stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Adresse: Montfortplatz 3, 88069 Tettnang
3. Kapellen am Bodensee: St. Mauritius in Gaienhofen
Die Kapelle St. Mauritius in Gaienhofen auf der Bodenseehalbinsel Höri wurde 1390 erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige Bau ist um 1500 entstanden. Das Altarbild stammt aus der Renaissance und zeigt die Himmelfahrt Marias. Links vom Altar ist der heilige Mauritius mit einer römischen Lanze zu sehen. Rechts vom Altar befindet sich eine Darstellung der heiligen Katharina von Alexandria. Sie ist eine der Vierzehn Nothelfer.
Der heilige Mauritius, dem die Kapelle geweiht ist, war der Legende nach ein römischer Offizier und Anführer der aus Christen bestehenden Thebäischen Legion, die bei Agaunum (heute: Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis) stationiert war. Da die Legion sich weigerte gegen andere Christen zu kämpfen, ließ der römische Kaiser Maximian (um 240-310) die Legion zur Strafe dezimieren.
Die verbliebenen Soldaten wollten aber trotzdem nicht kämpfen, und so ließ Maximian sie alle hinrichten. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Die Verehrung des heiligen Mauritius (u. a. als Patron der Soldaten, Waffen- und Messerschmiede) begann bereits im späten 4. Jahrhundert und nahm in den folgenden Jahrhunderten stetig zu. So führte beispielsweise Kaiser Otto I. seinen Sieg gegen die Ungarn auf dem Lechfeld 955 auf den Beistand von Mauritius zurück. Seit dem Hochmittelalter wurde auch die Heilige Lanze– eine der Reichskleinodien der römisch-deutschen Könige und Kaiser – dem heiligen Mauritius zugeschrieben.
Adresse: Kapellenstr. 5, 78343 Gaienhofen
4. Kapellen am Bodensee: St. Sylvester in Überlingen
Im Überlinger Stadtteil Goldbach steht die Kapelle St. Sylvester. Erbaut wurde sie um 840 direkt am Seeufer und beherbergt die ältesten bekannten frühmittelalterlichen Wandmalereien am Bodensee. Auch das Langhaus der Kapelle ist eines der ältesten Baudenkmale im Bodenseeraum. Weitere Fresken im Inneren der Kapelle schufen Künstler von der Insel Reichenau ab Mitte des 10. Jahrhunderts. Die Kapelle wurde im Laufe der Jahrhunderte häufig umgebaut, die Wandmalereien wurden übermalt und die Wände teilweise mit neuen Malereien versehen. Daher sind die meisten Fresken leider nur schlecht und in Fragmenten erhalten. In den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Kapelle restauriert.⠀
Bilder der Wandmalereien könnt ihr euch beispielsweise hier anschauen: Deutsche Digitale Bibliothek.
Adresse: Goldbach 1, 88662 Überlingen
Die Kapelle ist im Sommer Mo, Mi, Sa von 11-17 Uhr geöffnet.
5. Kapellen am Bodensee: Die untere Margaretenkapelle im Konstanzer Münster
Wenn ihr im Konstanzer Münster an der Südseite des Chors am Mariä-End-Chor vorbeigeht, gelangt ihr in die untere Margaretenkapelle. Zur oberen Margaretenkapelle führt von dort eine Wendeltreppe. Die obere Kapelle ist jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Eine der heiligen Margareta geweihte Kapelle ist im Münster erstmal 1222 urkundlich erwähnt (auch Margareta von Antiochia gehört zu den Vierzehn Nothelfern).
Bischof Otto III. von Hachberg-Sausenberg (1388-1451), der offizielle Gastgeber des Konstanzer Konzils, ließ die untere Margaretenkapelle in den Jahren nach dem Konstanzer Konzil grundlegend umgestalten und zu einer Memorialkapelle für sich ausbauen. Sein Grabmal befindet sich an der Südseite der Kapelle. Auf der Deckplatte des Sarkophags ist die lebensgroße Figur des Bischofs mit geöffneten Augen zu sehen. Das Bild hinter dem Sarkophag zeigt eine Kreuzigungsszene bei der auch der Bischof anwesend ist.
Im mittleren Fenster der Ostwand könnt ihr die einzige noch erhaltene mittelalterliche Farbverglasung des Münsters sehen. Die Glasmalerei zeigt sechs der Apostel. An der Westwand der Kapelle sind Wandmalereien aus den 20ger-Jahren des 15. Jahrhunderts zu sehen.
Adresse: Münsterplatz 1, 78462 Konstanz