Das Neue Schloss in Tettnang gilt als eines der schönsten Schlösser in Oberschwaben. Den prachtvollen Barockbau ließen die Grafen von Montfort, denen Tettnang bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts gehörte, erbauen. Bei einem Besuch in Tettnang solltet ihr euch die Besichtigung des Schlosses auf keinen Fall entgehen lassen. In meinem Artikel erfahrt ihr mehr über die Geschichte des Schlosses und die prächtigen Räumlichkeiten.

Dort, wo heute das Neue Schloss steht, befand sich früher eine mittelalterliche Burg. Die Burg war im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ausgebrannt und dann von den Grafen von Montfort wieder in Stand gesetzt worden. Im 30-jährigen Krieg zerstörten die Schweden 1633 die gesamte Burganlage. Graf Johann V. von Montfort (1627-1686) ließ daraufhin unweit der zerstörten Burg das Alte Schloss erbauen.

Planungen und Bau des Neuen Schlosses

Seinem Nachfolger Graf Anton III. (1670-1733) schien das Alte Schloss jedoch nicht repräsentativ genug. Er begann deshalb 1712, trotz hoher Verschuldung, mit den Planungen für das Neue Schloss. In den folgenden Jahren entstand eine quadratische Vierflügelanlage mit vier Treppenhäusern und einer opulenten Innenausstattung.

Baumeister war Christoph Gessinger (um 1670-1734), der einige Jahre vorher mit dem Neuen Schloss Meersburg das erste Barockschloss am Bodensee erbaut hatte. Herausragende Künstler arbeiteten am Neuen Schloss mit. Beispielsweise der Architekt Maximilian von Welsch (1671-1745), der Baumeister und Stuckateur Dominikus Zimmermann (1685-1766) und der Stuckateur und Bildhauer Joseph Anton Feuchtmeyer (1696-1770). Der Bau des Neuen Schlosses kostete riesige Summen an Geld. Geld, das die Grafen von Montfort nicht hatten, was zu weiterer Verschuldung führte. Graf Anton III. überließ letztendlich 1724 die Regierung und das fast fertige Schloss seinem Sohn Ernst und zog sich nach Salzburg zurück.

Brand und Wiederaufbau

Bei einem Brand im November 1753 wurde das Neue Schloss schwer beschädigt. Der Dachstuhl, Holzdecken und Holzböden wurden völlig zerstört. Aufgrund der hohen Verschuldung der Montforts ersuchte Graf Ernst (1700-1758) um Beistand für den Wiederaufbau des Schlosses. Das Kloster Schussenried entsandte daraufhin seinen Baumeister zur Unterstützung und auch Österreich sicherte Hilfe in Form eines Darlehens zu. 1761 war der Wiederaufbau vorläufig abgeschlossen. Einige Jahre später wurde die Ausmalung der Kuppeln der vorderen Treppenhäuser sowie die Ausstattung des Bacchussaals und der Schlosskapelle vollendet. 

Das Neue Schloss bis heute

1780 musste Graf Franz Xaver (1722-1780) Tettnang und das Neue Schloss aufgrund der hohen Verschuldung an Österreich abtreten und bis 1805 war im Schloss dann das vorderösterreichische Oberamt untergebracht. Durch den Frieden von Pressburg wurde Tettnang bayerisch und das Schloss beherbergte für wenige Jahre dann das bayerische Landgericht. 1810 fiel Tettnang an das Haus Württemberg und das Neue Schloss wurde Sitz des Oberamts und des Oberamtsgerichts. In dieser Zeit wurden auch größere Umbaumaßnahmen am Schloss durchgeführt. Auch im 20. Jahrhundert waren verschiedene Ämter im Schloss untergebracht und noch heute ist das Schloss Sitz des Amtsgerichts. Teile des Schlosses sind jedoch für die Öffentlichkeit zugänglich und es gibt ein sehr sehenswertes Schlossmuseum.

Das Neue Schloss Tettnang: Schlossmuseum und Besichtigung

Die Treppenhäuser und Korridore könnt ihr frei zugänglich besichtigen. Hier gibt es wunderschöne Rokoko-Stuckaturen zu sehen. Im nördlichen und östlichen Treppenhaus findet ihr in den Kuppeln Fresken von Andreas Brugger (1737-1812). Im ersten Stock gibt es auch einen Informationsraum mit interessanten Infos über den Bau des Schlosses und die Grafen von Montfort. Alle anderen Räume des Schlosses können nur im Rahmen einer Schlossführung besichtigt werden. 

Die gräflichen Appartements

Die gräflichen Appartements umfassen mehrere Räume. Die Zimmer des Grafen sind in Rot, die der Gräfin in Grün gehalten. Neben Schlaf- und Speisezimmern gibt es auch ein Audienzzimmer, ein Musikzimmer, Gästezimmer und ein Zimmer für die Kammerzofe der Gräfin. Außerdem befinden sich in den Ecktürmen Kabinette (Bilderkabinett, Vaganten-Kabinett, Grünes Kabinett und Holländisches Kabinett). Besonders gut gefallen haben mir das Grüne Kabinett und das Vaganten-Kabinett.

Grünes Kabinett

Das Grüne Kabinett gehört zu den Räumlichkeiten der Gräfin und ist mit grünen Glasplatten ausgestattet. Das Kabinett wurde 1758/59 von Joseph Anton Feuchtmeyer mit wunderschönen Stuckarbeiten versehen. Zu sehen sind Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie: Zeus, Ganymed, Hebe, Pan sowie Nymphen und Faune. Außerdem findet ihr im Grünen Kabinett musizierende Amoretten und Darstellungen der Göttinnen Flora und Ceres.

Vaganten-Kabinett

Das Vaganten-Kabinett schließt sich an das Gästeappartement an. Die Wände sind in Grün gehalten und der Raum besitzt einen Kamin aus Stuckmarmor. An den Wänden sind neun Bilder von Andreas Brugger zu sehen, die um 1770 entstanden sind. Die Bilder zeigen Schausteller, die damals zur untersten Bevölkerungsschicht gehörten. Zu sehen sind ein Guckkastenmann, eine Marketenderin, ein Drehorgelmädchen, eine Pastetenbäckerin, eine Zitronenverkäuferin, ein Kesselflicker, ein Hechelmacher, ein Quacksalber und ein Lautenspieler.

Bacchussaal

Der Bacchussaal wurde 1769 als neuer Festsaal geschaffen, da der alte Festsaal nach dem Brand aus Kostengründen nicht wieder aufgebaut werden konnte. Der Bacchussaal liegt auf der gleichen Etage wie die Wohnräume von Graf und Gräfin. Der Raum wurde vom Stuckateur Johann Kaspar Gigl (1737-1784) gestaltet und von Andreas Brugger mit einem Deckenfresko und Malereien versehen. An den Wänden sind großformatige Porträts von Mitgliedern des Hauses Montfort angebracht. Auf einem Ofen in Form eines Fasses sitzt Bacchus, der Namensgeber des Saals. Außerdem sind im Raum Bilder der vier Jahreszeiten zu sehen und die Türen wurden von Andreas Brugger mit Utensilien bemalt, die auf Künste und Wissenschaften hinweisen. 

Schlosskapelle

Die Schlosskapelle wurde nach dem Brand von Jakob Emele (1707-1780), dem Baumeister des Klosters Schussenried, um eine Apsis erweitert. Die Kapelle ist mit Spätrokoko-Stuckaturen und alttestamentarischen Szenen ausgestaltet. Als die Kapelle im 19. Jahrhundert profaniert wurde, überließ man die Altäre und die beiden Kanzeln der Kapelle St. Georg. Dort befindet sich aber heute nur noch der Hochaltar, die Seitenaltäre sind verschollen.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Neues Schloss Tettnang
Montfortplatz 1
88069 Tettnang

Tel.: +49(0)7542/9469840
info@schloss-tettnang.de

Öffnungszeiten:
01. April bis 31. Oktober , Di–So: 11.00 – 17.00
04. November bis 31. März: Sa, So, Feiertag: 12.00 – 17.00

Das Schlossmuseum kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Führungen finden zu jeder vollen Stunde zwischen 11.00 und 16.00 statt. 

Eintrittspreise:
7 € (ermäßigt 3,50)

Zum Weiterlesen

  • Michael Wenger, Angelika Barth, Karin Stober: Tettnang. Neues Schloss und Stadt, München, Berlin 2004.
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