Salem ist den meisten namentlich sicher bekannt durch das berühmte Internat, das sich auf einem ehemaligen Klosterareal befindet. Salem liegt im Linzgau ca. 9 Kilometer östlich von Überlingen und ca. 10 Kilometer nordöstlich von Meersburg. Die ehemalige Zisterzienserabtei Salem, heute Kloster und Schloss Salem genannt, ist historisch und kunsthistorisch sehr interessant und ich möchte euch Geschichte und Sehenswürdigkeiten bei einem Rundgang durch die Anlage näher vorstellen.
Inhalt
Geschichte der Zisterzienserabtei Salem
Die Anfänge des Klosters
1134 stiftete Guntram von Adelsreute einen Teil seines Besitzes dem Zisterzienserorden zur Ansiedelung eines Klosters, in das 1137 die ersten Mönche einzogen. 1138 wurde das Kloster zur Abtei und bereits 1142 von König Konrad III. in den Stand einer Reichsabtei erhoben. Einige Jahre später konnte sich das Kloster Salem durch den Erwerb von Gut Maurach am Bodenseeufer auch einen Seezugang sichern, was den Handel mit landwirtschaftlichen Gütern erleichterte und förderte. Durch weitere Stiftungen und Schenkungen kam das Kloster im folgenden Jahrhundert in den Besitz großer Ländereien und Güter. Mehrere Tochterklöster entstanden (z. B. Wettingen bei Baden in der Schweiz und Königsbronn auf der Schwäbischen Alb). Im 14. Jahrhundert war Salem eines der reichsten Klöster im südwestdeutschen Raum und hatte in vielen Städten sogenannte Stadthöfe (z. B. in Konstanz, Überlingen und Esslingen).
Salem im Dreißigjährigen Krieg
Schon in den Kriegen des 16. Jahrhunderts war Salem immer wieder geplündert und besetzt worden. Und auch im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster immer wieder von kaiserlichen und schwedischen Truppen besetzt und gebrandschatzt. Einige Male musste der Abt mit den Mönchen sogar nach Konstanz fliehen und 1641 löste er den Konvent schließlich auf. Erst 1647 konnten die Zisterzienser in das zu diesem Zeitpunkt stark verschuldete Kloster Salem zurückkehren.
Klosterbrand und Neubau
1697 zerstörte schließlich ein Brand, der durch einen überhitzten Ofen ausgelöst wurde, nahezu das ganze Kloster. Lediglich das mittelalterliche Münster überstand das Feuer. In den folgenden Jahren mussten die Klostergebäude neu errichtet werden. Es entstanden prachtvolle barocke Gebäude, deren Räume von berühmten Künstlern ausgestaltet wurden. Im 18. Jahrhundert prosperierte das Kloster und gelangte erneut zu Reichtum und Wohlstand.
Vom Kloster Salem zum Schloss Salem
Durch den Reichsdeputationshauptschluss gelangten die Markgrafen von Baden 1802 in den Besitz der beiden Reichsabteien Salem und Petershausen (Konstanz). Bis 1806 erhielten sie weitere Gebiete von Vorderösterreich und wurden in den Stand von Großherzögen erhoben. 1804 wurde das Salemer Konvent aufgehoben und die Mönche und der Abt mussten das Kloster verlassen. Immerhin bekamen sie eine Pension und der Abt einen neuen Wohnsitz auf Schloss Kirchberg bei Immenstaad. Im folgenden Jahrhundert nutzten verschiedene Mitglieder des Hauses Baden das Kloster, nun Schloss genannt, als Sommerresidenz oder auch als dauerhaften Wohnort. So z. B. Markgraf Wilhelm (1792-1859), Großherzog Friedrich (1826-1907), der 1853 die Insel Mainau erwarb, sein Bruder Wilhelm (1829-1897) und Prinz Max von Baden (1867-1929), der letzte Reichskanzler des Kaiserreichs.
Schule Schloss Salem
Die beiden Pädagogen Kurt Hahn und Karl Reinhardt gründeten die Schule Schloss Salem 1920 zusammen mit Max von Baden. Alle drei standen der Reformpädagogik nahe und unter den Eindrücken des 1. Weltkriegs hatten sie das Ziel “einer Erziehung zur Verantwortung”. Mit 650 Internatsplätzen ist die Schule Schloss Salem das größte Internat Deutschlands. Die Räumlichkeiten der Schule, Klassenräume und Wohnbereiche verteilen sich über das gesamte Klosterareal und befinden sich u. a. im Schloss, im Rentamt und in der klösterlichen Zehntscheuer.
Heute
2009 kaufte das Land Baden-Württemberg Schloss Salem und seine Kunstschätze vom Haus Baden. 2014 wurden zwei neue Museen eröffnet. Kloster und Schloss Salem werden heute von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.
Rundgang durch die Anlage
Beim Rundgang durch die Klosteranlage gibt es viel zu sehen. Gleich zu Beginn kommt ihr durch den Hofgarten, wo früher die Mönche Kräuter und Gemüse angebaut haben. Neben der Prälatur und dem Münster, gibt es eine historische Schmiede, eine Torkel, einen Pferdestall und ein altes Gefängnis, das heute eine Weinstube ist. Auf dem Gelände gibt es auch einige Läden und Werkstätten für Kunsthandwerk. Außerdem ein Brennerei- und Feuerwehrmuseum sowie ein Café und einen Spielplatz. Wollt ihr euch alles genau anschauen, solltet ihr ausreichend Zeit mitbringen. Im Folgenden zeige ich euch das Münster, die Prälatur, das Klostermuseum, die Bibliothek und den Kaisersaal.
Münster
Den Brand, der 1697 fast das gesamte Kloster zerstörte, überstand das gotische Münster relativ unbeschadet. Mit dem Bau der Kirche hatten die Zisterzienser um 1285 begonnen. Geweiht wurde sie 1414. Allerdings war das Münster zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet und wurde erst in den in den folgenden Jahrzehnten fertiggestellt.
Das Innere des Münsters hat eine frühklassizistische Ausstattung und ein Skulpturenprogramm aus Alabaster. Die Skulpturen und die Alabasteraltäre, die im Laufe der 1770er und 1780er -Jahre gefertigt wurden, stammen von Johann Georg Dirr (1723-1779) und Johann Georg Wieland (1742-1802), die im benachbarten Mimmenhausen die Werkstatt von Joseph Anton Feuchtmayer (1696-1770) übernommen hatten. Von Feuchtmayer stammt noch das Chorgestühl aus Nussbaumholz. Im Zuge der klassizistischen Neugestaltung bekam das Münster auch eine neue vierteilige Orgelanlage. Heute ist jedoch nur noch der Prospekt der Dreifaltigkeitsorgel auf der Westempore erhalten.
Salemer Honigschlecker
An den beiden östlichen Vierungspfeilern des Münsters, rechts und links am Zugang zum Chor, stehen die Skulpturen der beiden wichtigsten Ordensheiligen der Zisterzienser: der heilige Benedikt von Nursia und der heilige Bernhard von Clairvaux. Am Sockel der Statue von Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) könnt ihr den Salemer Honigschlecker sehen, der auf den Beinamen “honigfließender Gelehrter” verweist, den Bernhard von Clairvaux aufgrund seiner Redegewandtheit trug. Auch in der Wallfahrtskirche Birnau gibt es am rechten – Bernhard von Clairvaux gewidmeten – Seitenaltar einen Honigschlecker. Bernhard ist u. a. auch der Patron der Imker und Bienen.
Prälatur- und Konventgebäude
Nach dem großen Brand wurde bis 1709 Neubauten errichtet, die neben der Prälatur, mit den Repräsentations- und Wohnräumen der Äbte auch die Räumlichkeiten des Konvents umfassten. Es entstanden zwei barocke Vierflügelanlagen, die im Süden durch einen Pavillon verbunden sind. In der Prälatur residierten später auch die jeweiligen Besitzer des Hauses Baden. Heute können verschiedene Räume der Prälatur besichtigt werden und auch das Klostermuseum befindet sich hier. In den ehemaligen Konventgebäuden, in denen früher die Mönche lebten, wohnen heute die Schüler der Schule Schloss Salem.
Klostermuseum
Auf ca. 260 Quadratmetern könnt ihr im Klostermuseum im Erdgeschoss der Prälatur viel Interessantes über die Wasserwirtschaft der Zisterzienser, den Brandschutz und über die Klostergeschichte erfahren. Ein virtuelles Bildschirmmodell zeigt die baulichen Veränderungen der Anlage seit dem Mittelalter. Seit 2014 befindet sich mit Meisterwerke der Reichsabtei ein Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums in Salem. Gezeigt werden hier bedeutende Kunstwerke aus Salem seit dem Mittelalter. Highlight der Ausstellung ist der Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Salemer Marienaltar von Bernhard Strigel (um 1460-1528). Schön finde ich auch die um 1735 von Joseph Anton Feuchtmayer für den Marstall (Pferdestall) geschaffenen Holzskulpturen.
Bibliothek
Kaisersaal
Der Kaisersaal liegt im zweiten Stockwerk der Prälatur und wird von zwei Seiten durch Fenster belichtet. Er diente den Äbten als repräsentativer Festsaal. 16 überlebensgroße Kaiserfiguren sind im Saal zu sehen. Auf den Deckengemälden sind biblische Szenen abgebildet. Die Stuckausstattung stammt von Franz Joseph Feuchtmayer (1660-1718).
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Kloster und Schloss Salem
88682 Salem
Tel: +49(0)7553/9165336
schloss@salem.de
Öffnungszeiten:
23. März bis 01. November , Mo–Sa: 9.30 – 18.00; So und Feiertage: 10.30-18.00
02. November bis 22. März: Geschlossen, es gibt jedoch Sonntags Führungen.
Eintrittspreise:
11 € (ermäßigt: 5,50 €). Mit Führungen: Erwachsene 13 € (ermäßigt: 6,50 €)
Zeittafel Kloster und Schloss Salem
- 1134: Guntram von Adelsreute stiftet Land für die Gründung des Klosters
- 1142: Kloster Salem wird Reichsabtei
- 1155: Das Kloster erwirbt Gut Maurach am Bodensee
- 1641: Im Dreißigjährigen Krieg wird der Konvent aufgelöst
- 1647: Die Mönche kehren nach Salem zurück
- 1697: Durch einen Brand werden große Teile des Klosters zerstört
- 1709: Neubau der Prälatur-und Konventgebäude ist abgeschlossen
- Um 1770: Beginn der Neugestaltung des Münsters
- 1802: Die Abtei geht in den Besitz Badens über
- 1804: Der Konvent wird aufgelöst
- 1920: Gründung der Schule Schloss Salem
- 2009: Das Land Baden-Württemberg kauft Kloster und Schloss Salem
Zum Weiterlesen
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Hrsg.): Neun Jahrhunderte lebendige Tradition. Kloster und Schloss Salem, Berlin, München 2014.
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