Aussicht auf den Rhein und die Burg Hohenklingen

Malereien, Mönche & Museen: Ein Tag in Stein am Rhein

Bei schönstem Wetter haben wir einen Ausflug nach Stein am Rhein gemacht. Gelegen am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ist das Schweizer Städtchen mit seiner malerischen Altstadt nicht nur ein optisches Highlight, sondern ist auch historisch sehr interessant. In diesem Beitrag erzähle ich euch ein wenig über die Stadtgeschichte und zeige euch einige Sehenswürdigkeiten.

Spätrömische Zeit

Die Gegend um Stein am Rhein war bereits seit vielen Tausend Jahren besiedelt, als im 1. Jahrhundert n. Chr. die Römer in das Gebiet vordrangen. Während der Regierungszeit Kaiser Diocletians (236/245-um 312) errichteten sie auf einem Hügel am linken Rheinufer gegenüber der heutigen Altstadt von Stein am Rhein das spätrömische Kastell Tasgetium. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts verlor das Römische Reich jedoch die Herrschaft über den Bodenseeraum. Das Kastell im heutigen Stadtteil Vor der Brugg blieb weiterhin besiedelt und in den folgenden Jahrhunderten wuchs Stein am Rhein.

Stein am Rhein im Mittelalter

Am Anfang des 11. Jahrhunderts verlegte Kaiser Heinrich II. (973/978-1024) das Benediktinerkloster St. Georgen vom Hohentwiel im Hegau nach Stein am Rhein. Das Kloster und die verkehrsgünstige Lage – hier wurden Waren, die auf dem Seeweg kamen, auf kleinere Schiffe oder auf Wagen verladen – bescherte Stein am Rhein einen wirtschaftlichen Aufschwung. Über den Rhein wurde eine Brücke gebaut, ein Markt entstand und die ehemalige Siedlung entwickelte sich zur befestigten Stadt.

Reichsfreiheit

Während die Bedeutung des Adels in der Stadt im Laufe des Mittelalters abnahm, wuchs der Einfluss der Bürgerschaft: 1457 gelang es ihr durch einen finanziellen Kraftakt den gesamten Besitz der Herren von Klingenberg zu erwerben. Auch die Burg Hohenklingen ging in den Besitz der Bürger von Stein am Rhein über und die Stadt erlangte die Reichsfreiheit, war also fortan allein dem Kaiser untertan. Doch Schulden, Bedrohungen und auch die wirtschaftlich starken Nachbarn Konstanz und Schaffhausen veranlassten die Stadt 1459 ein Bündnis mit Schaffhausen und Zürich einzugehen und sich schließlich 1484 unter die Schutzherrschaft von Zürich zu begeben.

Die Stadt ab dem 16. Jahrhundert

Trotz mancher Krise prosperierte Stein am Rhein ab dem 16. Jahrhundert: Es wurde gebaut, die Bevölkerung wuchs und das Handwerk und der Handel blühten auf.  Nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft kam die Stadt zum Kanton Schaffhausen und verlor im 19. Jahrhundert durch die Verlagerung der Handelswege und die Entstehung der Dampfschifffahrt ihre Bedeutung als Handelsplatz. Heute lebt die Stadt von Klein- und Mittelbetrieben, dem Gewerbe und dem Tourismus.

Sehenswürdigkeiten in Stein am Rhein

Museum Kloster St. Georgen

Über 500 Jahre dauerte die Geschichte des Klosters St. Georgen, bevor es in der Reformationszeit  säkularisiert wurde. Fortan befand es sich zunächst im Besitz von Zürich, später von Schaffhausen. 1834 kaufte ein Kaufmann das Kloster auf und vermachte es der Stadt. Nach einer wechselvollen Nutzungsgeschichte befindet sich heute in den Gebäuden des ehemaligen Benediktinerklosters das Museum Kloster St. Georgen.

Museum

Obwohl das klösterliche Mobiliar im Laufe der Zeit verloren gegangen ist, sind die Klostergebäude weitgehend erhalten geblieben und laden zu einer Besichtigung ein. 

Die Baugeschichte des Klosters erstreckt sich über einen Zeitraum von über 500 Jahren. Aus der Romanik sind heute nur noch wenige Überreste erhalten, da das Kloster im späten 14. und 15. Jahrhundert im Stil der Gotik erneuert wurde. In den letzten Jahrzehnten vor der Säkularisierung erhielt das Kloster dann seine heutige Gestalt. Besichtigen könnt ihr z. B. die ehemaligen Schlafräume der Mönche, die Refektorien, die Küche, das Backhaus und die Vorratsräume. 

Besonders beeindruckt hat mich der Festsaal, den David von Winkelsheim (vor 1460-1526), der letzte Abt des Klosters, neben seinen Wohnräumen einrichten ließ. Da hier wichtige Gäste empfangen wurden, ist der Saal entsprechend repräsentativ gestaltet: Die Decke zieren prächtige spätgotische Schnitzereien und die Wände sind im Stil der Renaissance bemalt. Die Wandmalereien, die vermutlich von verschiedenen Künstlern gefertigt wurden, zeigen Motive aus Religion, Antike und Zeitgeschichte.

Sehenswert ist auch der Klostergarten mit seinem Heilpflanzengarten, in dem es viele verschiedene Kräuter wie Frauenmantel, Mönchspfeffer, Schafgarbe und Moschusmalve gibt. 

Adresse: Fischmarkt 3, CH-8260 Stein am Rhein. Die Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet ihr hier.

Die ehemalige Klosterkirche

Die ehemalige Klosterkirche wird heute als reformierte Stadtkirche genutzt. Im Kern romanisch hat sie im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten erfahren. Im Chor und in den Seitenkapellen finden sich noch Wandmalereien aus der Zeit vor der Reformation. 

Adresse: Chirchhofplatz 16, CH-8260 Stein am Rhein

Schöne Häuser in Stein am Rhein

Bekannt ist Stein am Rhein für seine gut erhaltene Altstadt und die farbenfrohen Fassadenmalereien, die hier viele Häuser zieren und die ihr bei einem Spaziergang durch die Altstadt entdecken könnt. Das Rathaus und einige Bürgerhäuser am Rathausplatz möchte ich euch kurz vorstellen.

Rathaus

Das dreigeschossige Rathaus wurde Mitte des 16. Jahrhunderts als Rat-, Tuch-, Korn- und Kaufhaus erbaut. Der Historienmaler Carl von Häberlin (1832-1911) bemalte die Fassaden mit drei Szenen aus der Stadtgeschichte.

Bürgerhäuser

Das Haus Zur Sonne wurde 1448 erstmalig erwähnt und beherbergt seit 1512 ein Gast- und Wirtshaus. Das ursprünglich dreigeschossige Haus erhielt im 17. Jahrhundert einen Fachwerkaufbau. Auffallend ist der fünfseitige Holzerker. Die Fassadenmalerei ist 1900 entstanden und zeigt die Begegnung zwischen Diogenes von Sinope (vermutlich: um 410 v. Chr.-um 320) und Alexander dem Großen (356 v. Chr.-323), bei welcher der Philosoph den König aufgefordert haben soll, ihm aus der Sonne zu gehen.

Die Fresken am Haus Zum Weissen Adler gelten als frühste erhaltenen Fassadenmalerei der Renaissance in der Schweiz. Der viergeschossige Bau wurde 1418 erstmalig erwähnt und die Malerei, die um 1520 entstanden ist, zeigt verschiedene, teilweise mittelalterliche Motive.

Das dreigeschossige Wohnhaus Zum Pelikan wurde 1398 erstmals erwähnt und ist seit 1870 eine Metzgerei. Die Malerei ist 1900 entstanden.

Auf der Fassade des Hauses Zum Schwarzen Horn ist zu lesen: “Am 27. Februar 1664 ist in die Stadt eingefahren Freiherr Rud. Schmid von Schwarzenhorn. Bürger zu Stein, Minister am kaiserl. Hof zu Wien, Gesandter beim Sultan zu Konstantinopel und ist in diesem seinem Geburtshause abgestiegen.” Die Fassadenmalerei zeigt den Einzug des Freiherrn von Schwarzenhorn, der zwischen 1629 und 1643 kaiserlicher Gesandter beim türkischen Sultan war. 1433 erstmalig erwähnt wurde das Gebäude im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet.

Museum Lindwurm

Im Herzen der Altstadt liegt auch das Museum Lindwurm. Das Haus Zum Lindwurm wurde im 13. Jahrhundert erbaut und erhielt um 1820 seine klassizistische Fassade. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts befand es sich im Besitz der Familie Gnehm und deren Nachfahren. Seit 1993 ist das Haus ein Museum, das auf 1500 qm bürgerliches Wohnen und landwirtschaftliches Arbeiten Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt.

Die Ausstellung ist sehr authentisch gestaltet und es ist, als ob man eine Zeitreise zurück ins Jahr 1850 gemacht hätte, wenn man durch die Räumlichkeiten – Küche, Salon, Schlaf- und Kinderzimmer – geht. Ihr könnt euch landwirtschaftliche Geräte anschauen, den Dachboden und einen Stall. Dem Steiner Maler Hermann Knecht ist ein eigener Raum gewidmet. Gerade für Kinder ist das Museum sehr sehenswert und sie bekommen einen anschaulichen Eindruck, wie das Bürgertum im 19. Jahrhundert gelebt und gearbeitet hat. 

Adresse: Understadt 18, CH-8260 Stein am Rhein. Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet ihr hier

Weitere Sehenswürdigkeiten in Stein am Rhein

Leider haben wir es an einem Tag nicht geschafft, uns alles anzuschauen, was wir gerne gesehen hätten. Beim nächsten Besuch steht also noch Folgendes auf dem Programm: 

Der Stadtgarten

Der Stadtgarten liegt direkt am Rheinufer. Mit seinem großen Spielplatz und einer kleinen Bahn, die durch den Park fährt, ist er ein schönes Ausflugsziel für Kinder. Außerdem befindet sich an der Südseite des Stadtgartens das in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Lustschlösschen Hettler.

Adresse: Hemishoferstraße, CH-8260 Stein am Rhein

Kirche St. Johann auf Burg

Im Stadtteil Vor der Brugg liegt die Kirche St. Johann. Sie wird erstmals 799 erwähnt und liegt innerhalb der Mauerreste des spätrömischen Kastells. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut. An den Wänden des Chores befinden sich Wandmalereien, die kurz nach dem Konstanzer Konzil entstanden sind und in 33 Bildern Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament zeigen. 

Adresse: Burg 3, CH-8260 Stein am Rhein

Burg Hohenklingen

Die Burg Hohenklingen liegt nördlich der Stadt auf dem Hügel des Klingen. Die heutige Burg entstand im 13. Jahrhundert und diente den Freiherren von Klingen als Verwaltungs- und Wohnsitz. Im 15. Jahrhundert verkauften die Freiherren die Burg an Kaspar von Klingenberg. 1457 gelangte sie in den Besitz von Stein am Rhein. Im 19. Jahrhundert wurden auf der Burg eine Kuranstalt und eine Gastwirtschaft eingerichtet. Auch heute noch gibt es hier ein Restaurant.

Adresse:  Hohenklingenstraße 1, CH-8260 Stein am Rhein

Kapelle St. Otmar

Die Kapelle liegt ca. 1 Kilometer südöstlich der Stadt auf der Insel Werd im westlichsten Teil des Untersees. Otmar (um 689-759), der erste Abt des Klosters St. Gallen, wurde 759 nach Werd in die Verbannung geschickt, wo er im selben Jahr verstarb. Nach Otmars Heiligsprechung 864  entstanden auf der Insel ein kleines Kloster und die Kapelle. 

Adresse: Insel Werd, CH-8264 Eschenz

Zeittafel Stein am Rhein

Zum Weiterlesen

Guisolan, Michel, Sigg, Roman: Stein am Rhein, Bern 2013.
Becker, Maria, Frehner, Matthias: Das Kloster St. Georgen zu Stein am Rhein, Bern 2023.

Schöne Städte am Bodensee
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