Am 5.5.2018 jährte sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal und das ist daher ein guter Grund für die Stadt Trier ihrem berühmten Sohn eine große kulturhistorische Sonderausstellung (05.05.-21.10.2018) zu widmen. Die Ausstellung in Trier stand bereits Anfang des Jahres auf meiner Wunschliste von Ausstellungen, die ich 2018 besuchen wollte. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt, die 450 km vom Bodensee bis an die Mosel zu fahren.
Inhalt
Eine Ausstellung in zwei Museen
Präsentiert wird die große Landesausstellung Karl Marx 1818-1883 Leben. Werk. Zeit. in zwei Museen: Im Stadtmuseum Simeonstift und im Rheinischen Landesmuseum, wobei jeder Ausstellungsteil einen eigenen Schwerpunkt hat. Während das Stadtmuseum sich auf das Leben von Marx konzentriert, legt das Landesmuseum den Fokus auf Werk und Zeit. Dabei sind beide Teile der Ausstellung gut aufeinander abgestimmt, sodass es nur wenige inhaltliche Wiederholungen gibt. Diese inhaltliche und räumliche Trennung hat mir gut gefallen, weil dadurch die Möglichkeit besteht, die doch sehr umfangreiche Ausstellung (insgesamt haben wir dort an die vier Stunden verbracht und nicht alles gesehen und gelesen) auch zeitlich trennen zu können.
400 Exponate aus 11 Ländern
Wissenschaftliche Grundlage der Ausstellung ist die MEGA (Marx-Engels-Gesamtausgabe), eine (noch nicht abgeschlossene) historisch-kritische Ausgabe der Veröffentlichungen, Manuskripte und Briefwechsel von Karl Marx und Friedrich Engels. “Anliegen der Ausstellung ist es” – und das ist gut gelungen – “ein differenzierteres Marx-Bild aufzuzeigen als das, welches Allgemeingut zu sein scheint” (Beatrix Bouvier im Begleitband zur Ausstellung, S. 19). Da der Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels vorwiegend aus Schriftstücken besteht und es kaum Objekte gibt, die das Leben von Karl Marx und seiner Familie illustrieren könnten, machen zusätzlich Kunstwerke und Objekte des 19. Jahrhunderts die Zeit lebendig und erlebbar. Insgesamt zeigt die Ausstellung 400 Exponate aus elf Ländern, darunter auch Leihgaben renommierter Museen wie dem Musée d’Orsey in Paris, dem Victoria & Albert Museum in London sowie der Eremitage in St. Petersburg.
Stationen eines Lebens
Unter dem Titel “Stationen eines Lebens” zeigt die Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift Trier auf 600 m2 das Leben von Karl Marx von der Kindheit in Trier bis zum Exil in London, wo er mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte und auch starb. In Trier geboren und aufgewachsen, studierte Marx in Bonn und Berlin, lebte und arbeitete in Köln, Paris, Brüssel und schließlich in London. “Stationen eines Lebens” zeigt, welche Rolle die verschiedenen Orte für Marx spielten und wie sie ihn prägten. Zudem werden die sozialen und politischen Verhältnisse der einzelnen Städte im 19. Jahrhundert durch Bilder und Dokumente erläutert. Den Fokus legt die Ausstellung des Weiteren auf die privaten und beruflichen Beziehungen von Karl Marx zu seiner Familie, zu Freunden sowie politischen Weggefährten. Eine wichtige Rolle spielt außerdem die enge Beziehung zu Friedrich Engels. In fast jedem Ausstellungsraum gibt es interaktive Bildschirme, die die Möglichkeit bieten, sich näher mit den wichtigen Personen im Leben von Karl Marx zu beschäftigen. So kann man hier beispielsweise die Biographie von Marx’ Ehefrau Jenny nachlesen und seine Briefwechsel mit Friedrich Engels oder Michail Bakunin verfolgen.
Leben. Werk. Zeit.
Bei der Ausstellung “Leben.Werk.Zeit.” im Rheinischen Landesmuseum Trier liegt in 13 Ausstellungssälen auf 1000 m2 der Schwerpunkt auf Karl Marx’ Werk und der Zeit in der es entstanden ist. Dort werden seine wichtigsten Werke die Auftragsarbeit Das Manifest der kommunistischen Partei (1848) und der erste Band seines Hauptwerks Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie (1867) vorgestellt und anschaulich in den historischen Kontext eingeordnet. Beide Schriften gehören übrigens zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Weiterhin beleuchtet die Ausstellung die wirtschaftlichen und politischen Umbrüche des 19. Jahrhunderts und stellt heraus welchen Einfluss zum Beispiel die beginnende Industrialisierung und die Revolution von 1848 auf das marxsche Denken hatten.
Begleitausstellungen
Neben der Sonderausstellung sind in Trier außerdem noch zwei Begleitausstellungen zu sehen. Im Museum Karl-Marx-Haus, das sich in Marx Geburtshaus befindet, wurde im Mai 2018 mit “Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute” eine neue Dauerausstellung eröffnet, die die Wirkungsgeschichte der marxschen Ideen bis in die Gegenwart darlegt. Das Museum am Dom Trier zeigt schließlich die Sonderausstellung “LebensWert Arbeit”, die dem Thema “Arbeit”, einem zentralen Begriff bei Marx, gewidmet ist.
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