Rosgartenmuseum in Konstanz: Stadtmodell

Stadtgeschichte im alten Zunfthaus: Das Rosgartenmuseum in Konstanz

Wenn es im Herbst und Winter kalt, nass und nebelig ist, gefällt es mir im Museum besonders gut. Vor einigen Wochen habe ich mir deshalb mal wieder das kunst- und kulturgeschichtliche Rosgartenmuseum in Konstanz angeschaut. Warum das Museum, das die Stadtgeschichte und die Geschichte der Region zeigt, so sehenswert ist und warum sich ein Besuch dort unbedingt lohnt, erzähle ich euch in diesem Artikel.

Das Rosgartenmuseum in Konstanz blickt auf eine lange Geschichte zurück: 2020 feiert es nämlich seinen 150. Geburtstag. Untergebracht ist es im Haus “Zum Rosgarten”, das im Mittelalter das Zunfthaus der Metzger, Krämer, Apotheker, Buchführer und Seiler war. Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt wurde das Gebäude im 15. Jahrhundert mit dem benachbarten Haus “Zum schwarzen Widder” vereint. 1870 gründete der Konstanzer Stadtrat und Apotheker Ludwig Leiner in dem ehemaligen Zunfthaus das Rosgartenmuseum. Zunächst waren es nur wenige Räume die genutzt werden konnten. Im Laufe der Zeit wurde das Museum dann aber räumlich stark erweitert und auch mehrfach umgestaltet.

Rundgang durch die Ausstellung

Wunderschöne Holzvertäfelungen, kunstvolle Schnitzereien sowie alte Böden und Holzbalken bilden das perfekte Ambiente für die Dauerausstellung. In manchen Räumen sind Elemente zu sehen, die aus anderen Gebäuden verbaut worden sind. So gibt es im ersten Stock z. B. Wandvertäfelungen, die aus dem ehemaligen Augustinerkloster stammen. Die Ausstellungsräume sind auf drei Stockwerke verteilt, die über Treppen oder mit dem Aufzug erreichbar sind.

Erdgeschoss

Auf der untersten Etage gibt es drei Räume, die sich mit den Themen Stadtherrschaft, Stadtentwicklung und der Geschichte von Konstanz im 19. Jahrhundert beschäftigen. Auf einer Empore könnt ihr hier ein Stadtmodell sehen, das die ehemalige Bischofsstadt Konstanz im Mittelalter zeigt. Im Erdgeschoss liegt auch der Leiner-Saal, den ich weiter unten noch zeigen werde, und das Museumscafé mit seinem schönen Innenhof.

Obergeschoss

In den Räumen im Obergeschoss könnt ihr mittelalterliche Kunstformen sehen und viel über Konstanz in der Reformationszeit erfahren. Außerdem gibt es hier viele Kunstwerke aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Auf diesem Stockwerk steht auch der Schlitten von Napoleon III., dem letzten französischen Kaiser. Luis Napoleon Bonaparte, so sein Geburtsname, ist am Bodensee auf Schloss Arenenberg aufgewachsen und in seiner Jugend hat er im Winter mit diesem Schlitten gerne Ausfahrten in die benachbarten Dörfer unternommen. Auf dieser Ebene des Museums befindet sich der Zunftsaal, den ich gleich vorstellen werde.

Dachgeschoss

Im Dachgeschoss zeigt das Rosgartenmuseum Sonderausstellungen und ihr könnt euch hier über die Stadtgeschichte in der NS-Zeit informieren. Thematisiert wird der Alltag der Menschen kurz vor Kriegsbeginn, das Leben in der Stadt während des 2. Weltkriegs und die Beziehungen der Grenzstadt Konstanz zu den Schweizer Nachbarn. Erzählt wird hier auch vom Schicksal Georg Elsers (1903-1945), der einige Jahre in Konstanz gelebt hat. Im November 1939, nach seinem missglückten Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller, wurde er in Konstanz – wenige Meter von der Schweizer Grenze entfernt – verhaftet.

Leiner-Saal und Zunftsaal: zwei besondere Räume im Rosgartenmuseum Konstanz

Zwei Räume des Museums möchte ich euch etwas genauer vorstellen, da sie sowohl optisch als auch von den Exponaten her besonders sehenswert und interessant sind.

Leiner-Saal

Der Leiner-Saal im Erdgeschoss des Rosgartenmuseums zeigt Teile der naturkundlichen Sammlung des Museumgründers Ludwig Leiner. Leiner war von Beruf Apotheker und hatte somit das nötige Wissen und den Zugang zu Botanik, Zoologie und Mineralogie. Bereits Leiners Vater, der ebenfalls Apotheker war, hatte eine sehr umfangreiche naturwissenschaftliche Sammlung mit Pflanzen, Käfern und Schmetterlingen der Bodenseegegend zusammengetragen, die er seinem Sohn vererbte. Dieser erweiterte die Sammlung und ergänzte sie um Mineralien und Versteinerungen.

Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man am Zürichsee die ersten Pfahlbautensiedlungen aus der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit. Bald brach ein regelrechter Hype um die Pfahlbautenzeit aus, der sich durch weitere Funde in der Schweiz und in Süddeutschland noch verstärkte. Auch Ludwig Leiner sammelte Fundstücke aus der Pfahlbautenzeit und konnte für das Museum wertvolle Exponate erwerben. Weitere bedeutende prähistorische Objekte des Rosgartenmuseums sind auch die Funde der ersten Grabung am Kesslerloch bei Thayngen im Kanton Schaffhausen, die Leiner 1875 kaufte.

Teile von Leiners Sammlung befinden sich heute im Bodensee-Naturmuseum, viele Objekte könnt ihr euch aber immer noch im Leiner-Saal anschauen. Präsentiert werden sie bis heute in den Vitrinen und Schaukästen, die Ludwig Leiner zur Gründungszeit des Museums für diesen Raum entworfen hat. Man bekommt hier einen schönen Eindruck, wie die Objekte im 19. Jahrhundert im Museum präsentiert wurden.

Zunftsaal und Richentalchronik

Den historischen Zunftsaal im Obergeschoss, der Mitte des 15. Jahrhunderts eingerichtet wurde, müsst ihr euch unbedingt anschauen. Im Mittelalter war der Raum der Versammlungssaal und die Trinkstube der Zunftmitglieder. Auch heute wird der Raum noch für Veranstaltungen und Vorträge genutzt. Hier gibt es neben wunderschönen Wandvertäfelungen mit zahlreichen Wappen auch die Richentalchronik zu sehen.

Die Richentalchronik - die Chronik des Konzils von Konstanz

Das Konzil von Konstanz (1414-1418) war für die Stadt am Bodensee ein großes Ereignis. Auf dem Konzil wurde das Große Abendländische Schisma beendet und ein neuer Papst gewählt. Konstanz beherbergte in diesen Jahren einen Papst, einen König sowie zahlreiche geistliche und weltliche Würdenträger.

Der Konstanzer Bürger Ulrich Richental (1360/65 – 1437) verfasste in den Jahren nach dem Konzil zu diesem bedeutenden Ereignis eine Chronik, in der er wichtige Ereignisse, die Teilnehmer des Konzils und vieles mehr festhielt. Die Chronik stellt eine der wichtigsten Quellen über das Konstanzer Konzil dar. Erhalten sind heute weltweit noch 16 Abschriften der Chronik, die sich von der Form und auch inhaltlich teilweise stark unterscheiden. Die Konstanzer Chronik ist Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden und mit einem Bilderzyklus versehen. Seit dem späten 15. Jahrhundert ist sie im Besitz der Stadt Konstanz nachweisbar, und seit 1874 befindet sie sich im Rosgartenmuseum. In einer den Lichteinfall reduzierenden Vitrine, könnt ihr sie heute im Zunftsaal sehen.

Sonderausstellungen & Vermittlung

Neben der Dauerausstellung zeigt das Rosgartenmuseum ein bis zwei Sonderausstellungen im Jahr. Entweder in den eigenen Räumen oder im Kulturzentrum am Münster. Im Jubiläumsjahr 2020 ist vom 02.07.2020 bis 11.04.2021 die Sonderausstellung Schätze des Südenes – Kunst aus 1000 Jahren zu sehen.

Das Museum hat verschiedene Vermittlungsangebote und bietet allgemeine und thematische Führungen für Kinder, Familien und Senioren an.

Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Rosgartenmuseum 
Rosgartenstr. 3-5
78462 Konstanz

Tel.: +49 (0)7531 900-2245 
rosgartenmuseum@konstanz.de

Öffnungszeiten:
Di-Fr: 10.00-18.00
Sa, So und an Feiertagen: 10.00-17.00

Eintrittspreise: 
3 € (ermäßigt 1,50 €).

Mittwoch ab 14.00 und jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt frei.

Zum Weiterlesen

Tatiana Sfedu: Ein Konstanzer Bürgerwerk. Das Rosgartenmuseum seit Ludwig Leiner, Konstanz 2007.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ines

    Oh was ein schöner Beitrag! Der Titel der Sonderausstellung 2020 hat sich übrigens geändert die Ausstellung wird „Schätze des Südens“ im Obertitel heißen…

    Liebe Grüße
    Ines

    1. Daniela Frey

      Danke Dir. Das freut mich besonders, dass Dir der Beitrag gefällt. “Schätze des Südens” klingt irgendwie nach Südsee oder zumindest nach weit entfernten Landen 🙂 Ich werde, wenn da mal mehr Infos auf der Website sind gerne auch eine Verlinkung machen.

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