Mit dem WordPress Update 4.9.8 ist die deutsche Betaversion des Gutenberg Editors als Plugin verfügbar. Ich hatte gleich nach dem Update überlegt ihn auszuprobieren, da der Editor ohnehin ab Version 5.0 Standard wird. Gemacht habe ich es erstmal nicht, auch weil die Meinungen im Netz eher negativ sind. 

Vor einigen Tagen bin ich dann aber zufällig bei Pinterest auf den Artikel Erste Schritte mit dem Gutenberg Editor gestoßen. Was ich da gelesen habe klang spannend und ich habe den Editor nun doch getestet. Hier meine ersten Eindrücke.

Was ist der Gutenberg Editor?

WordPress beschreibt ihn so:

Wir nennen den neuen Editor „Gutenberg“. Das gesamte Bearbeitungs-Erlebnis wurde für medienreiche Seiten und Beiträge neu konzipiert. Erlebe die Flexibilität, die Blöcke mit sich bringen, egal ob du deine erste Website aufbaust oder mit Code deinen Lebensunterhalt verdienst.

Das sind deine neuen besten Freunde, Blöcke. Blöcke sind ein großartiges neues Werkzeug, um ansprechende Inhalte aufzubauen. Mit Blöcken kannst du Multimedia-Inhalte auch mit geringer technischer Kenntnis einfügen, neu arrangieren und anpassen. Statt individuellen Code zu benutzen, kannst du einen Block hinzufügen und dich auf deinen Inhalt konzentrieren.

WordPress

Das klingt ja ziemlich ambitioniert von WordPress und ich bin gespannt, ob Blöcke tatsächlich meine neuen besten Freunde werden.

Installation

Die Installation verlief tadellos und ich habe auch erst danach im Supportforum gelesen, dass einige Leute da weniger Glück hatten und nach der Installation des Editors gar nichts mehr funktionierte. Probleme hatte ich dann aber auch noch. Dazu später mehr.

Nach der Installation des Plugins können ältere Seiten und Beiträge nun wahlweise im klassischen Editor bearbeitet oder für die Bearbeitung mit dem Gutenberg Editor umgewandelt werden. Ich habe das nicht ausgiebiger getestet, aber es scheint zu funktionieren.

Was kann der Gutenberg Editor?

Nachdem ich das Plugin installiert hatte, sah auf den ersten Blick alles etwas anders aus als bisher gewohnt; trotzdem aber übersichtlich. Ich denke man kann sich hier schnell zurechtfinden.

Die Blöcke

Der Gutenberg Editor arbeitet mit Inhalts-Elementen den sogenannten Blöcken, die in den Beitrag eingefügt werden. Diese Blöcke sind duplizier- und verschiebbar und das kann sicherlich praktisch sein. In die Blöcke kann bzw. muss letztendlich alles eingefügt werden: Angefangen bei Überschriften und normalem Text, über Bilder und Videos bis zu Widgets, Spalten oder Buttons. Auch der Weiterlesen-Tag wird in einen Block eingefügt. Im Übrigen heißt er in der deutschen Version nun standardmäßig auch “Weiterlesen” und nicht mehr “Read more”. Im Übrigen heißt er in der deutschen Version nun standardmäßig “WeiterlesEN” und nicht mehr “Read more” und muss immer noch von Hand geändert werden.


Die Blöcke können auch als wiederverwendbare Blöcke gespeichert werden und lassen sich dann auch in andere Beiträge oder Seiten einfügen. Derzeit empfinde ich die Arbeit mit den Blöcken noch als etwas fummelig (also eher wie “mäßig gute Bekannte”, als wie “neue beste Freunde”), da man immer aufpassen muss, wo man draufklickt und super schnell dann auch leere Blöcke mitten im Text stehen hat.

Die Seitenleiste

Rechts im Editor gibt es eine Seitenleiste, über die man unter Dokument auf Kategorie, Beitragsbild etc. zugreifen kann. Hier ist neu auch der Textauszug untergebracht, der sich vorher immer unten irgendwo versteckt hatte. Ebenfalls in der Seitenleiste unter Block gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten zu Text- und Farbeinstellungen. Die Farbeinstellungen gefallen mir.  Man kann nicht nur die Schriftfarbe für jeden Absatz definieren, sondern auch eine Hintergrundfarbe festlegen, um z. B. etwas hevorzuheben. Leider funktioniert das aber nur bei normalem Text und nicht bei Listen oder Überschriften.

Um solche farbig hinterlegten Textteile zu bekommen, habe ich mir letztes Jahr das Plugin Colorbox installiert. Das macht zwar schon, was es machen soll, nervt mich seitdem aber unaufhörlich mit Werbung zum letztjährigen Christmas Sale. Ich würde mich sehr freuen, wenn WordPress die farbliche Hinterlegung auch für Listen und Überschriften möglich macht, damit ich dieses Plugin deinstallieren kann.

Bilder

Bilder und Galerien werden ebenfalls in Blöcke eingefügt, wobei das Hochladen und Einfügen der Bilder und Bildergalerien deutlich schneller geht als im klassischen Editor. Allerdings sind Ansicht und Beschriftung der Galerien noch ausbaufähig. Ich habe auch noch nicht herausgefunden, ob und wenn ja wie es möglich ist, die Bilder in einer Galerie in voller Größe angezeigt zu bekommen. Auch dass der Text ein Bild “umfließt” funktioniert irgendwie nicht.

Über die Funktion Titelbild ist es möglich ein Bild über die komplette Seitenbreite anzeigen zu lassen und Text darüberzulegen. Das kann sicherlich bisweilen ganz nett sein z. B. für Header. Es funktioniert allerdings nur, wenn das Theme die Funktion unterstützt. Meines tut es nicht.


Johannes Gutenberg
(um 1400-1468)
Erfinder des modernen Buchdrucks und der Druckerpresse


Spalten, Buttons, weitere Inhalte

Der Gutenberg Editor bietet auch die Möglichkeit mehrere Spalten einzufügen. Das ist sicher bei langen Texten praktisch, um diese übersichtlicher zu gliedern. Spannend finde ich, dass man auch Buttons einfügen kann, was mich von einem weiteren Plugin befreit. Einfacher als bisher lassen sich Inhalte von YouTube, Spotify, Social Media Kanälen etc. einbinden: Diese können nun ebenfalls (DSGVO konform?) über einen Block hinzugefügt werden. Außerdem können Tabellen und Widgets eingebunden werden.


Das Problem mit dem Speichern

Nachdem ich einige Blöcke eingefügt und bereits etliche Absätze geschrieben hatte, konnte ich plötzlich nicht mehr speichern und bekam auch keine Vorschau mehr angezeigt. Ich habe dann jeden Absatz einzeln in einen neuen Beitrag kopiert und geschaut, ob ich speichern kann. Die Fehlermeldung trat relativ am Anfang des Textes bei einem Link wieder auf. Nachdem ich diesen gelöscht und nochmal neu eingefügt hatte, klappte auch das Speichern wieder. Keine Ahnung was da los war, so etwas ist mir im klassischen Editor jedenfalls noch nie passiert.


Gutenberg Editor: Ja oder nein?

Ich bin nicht unbegeistert. Einige neue Funktionen (Farben, Buttons) gefallen mir sogar richtig gut. Andere Funktionen sind auf jeden Fall noch verbesserungsfähig, haben aber Potential. Da es erst die Betaversion ist, wird WordPress hier hoffentlich noch einiges nacharbeiten. Sofern nicht wieder merkwürdige Fehlermeldungen kommen, werde ich den Editor behalten und weiter damit arbeiten.

Pro:

  • Einzelne Textteile sind durch die Blöcke verschieb- und duplizierbar und können für andere Beiträge gespeichert werden,
  • Buttons und farbigen Hintergründen können eingefügt werden,
  • Bildern hochladen geht schneller,
  • Spaltenfunktion,
  • fremde Inhalte (z. B. Spotify, YouTube) können einfacher eingebunden werden.

Contra:

  • Arbeit mit den Blöcken ist teilweise etwas umständlich,
  • Bildergalerien und Bildunterschriften gefallen mir nicht so gut,
  • farbige Hinterlegung und Schriftfarbe nur für normalen Text möglich,
  • Blöcke können nur vertikal verschoben werden,
  • Schriftgröße der Listen lässt sich nicht ändern.

Wie findet ihr den Gutenberg Editor? Benutzt ihr ihn oder bleibt ihr lieber beim klassischen Editor?

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Simon

    Vielen Dank für deinen Link zu diesem ausführlichen Bericht. Auch ich hoffe natürlich noch auf viel Nacharbeit in der Zukunft! 🙂 Liebe Grüße, Simon

  2. Janneke

    Ich finde er ist ein guter Anfang, aber einen Page Builder kann er noch lange nicht ersetzen. Und Bugs finde ich leider auch immer wieder…

    Aber ich bin gespannt, wie er sich entwickelt 🙂

    1. Daniela Frey

      Liebe Janneke, ich denke auch, dass Leute die einen guten Pagebuilder verwenden (derzeit) sicher nicht zum Gutenberg Editor wechseln werden. Da ist noch einiges an Luft nach oben. Ich bin aber auch gespannt, wie der Editor sich weiterentwickelt. LG Daniela

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